Die drei besten Sourcer von Personaldienstleister und Corporate Firmen wurden mit dem Active Sourcing Award im Rahmen der Zukunft Personal Europe 2018 ausgezeichnet. Nach Bewertung der Suchstrategie und Passgenauigkeit der eingereichten Profile erzielte Johannes Heilmann von der Rheinmetall AG den dritten Platz in der Kategorie Corporate. Im Interview verrät er Active Sourcing Tipps und teilt sein Know-How.
Bevor wir tiefer thematisch eintauchen, würden wir uns freuen, wenn du uns etwas zu deiner Person und deinem Werdegang erzählst.
Vom Background her bin ich Bankkaufmann. Nachdem ich einige Jahre in diesem Beruf gearbeitet habe, hatte ich Lust auf eine neue Herausforderung und habe den Bachelor in Wirtschaftspsychologie an der FH Westküste absolviert. Als Consultant habe ich das klassische externe Recruiting kennengelernt. Bei Rheinmetall bin ich heute für das Active Sourcing der Executive Positionen verantwortlich.
Worin siehst du die größten Vorteile von Active Sourcing?
Meist sind die „guten Kandidaten“ nicht aktiv auf der Suche. Das Active Sourcing bietet die Möglichkeit, die passenden Kandidaten ausfindig zu machen und direkt ansprechen zu können. So können potentielle Kandidaten passgenau ausgewählt und die Ansprache individuell und persönlich gestaltet werden. Ob auf der Suche oder nicht, die angesprochenen Kandidaten setzen sich mit der Anfrage und dem Unternehmen auseinander, das erhöht zum einen die Chancen ein neues Talent zu gewinnen und gleichzeitig schafft es die Möglichkeit das Unternehmen oder das Projekt positiv zu repräsentieren. Wir haben in den letzten Jahren ohne Zweifel einen Paradigmenwechsel im Recruiting von einem Arbeitgebermarkt mit vielen Bewerbern, aus denen man aussuchen kann, hin zu einem Kandidatenmarkt, bei dem sich der Arbeitgeber aktiv anbieten sollte.
Ich vergleiche mich manchmal mit einem Architekten, der ein Haus für einen Auftraggeber bauen soll. Je präziser die Angaben des Auftraggebers für den Architekten sind, desto passgenauer wird sein Haus werden. Je klarer die Anforderungen und Vorstellungen der Fachabteilung an mich weitergegeben werden, desto gezielter kann ich passende Kandidaten ansprechen. Die Wahrscheinlichkeit für ein erfolgreiches Ergebnis steigt. Bei offenen Stellenausschreibungen bekomme ich einen bunten Blumenstrauß an Bewerbern, bei denen viele Merkmale nicht passend sind. Beim Active Sourcing hingegen können gezielt die Kandidaten angesprochen werden, bei denen die wichtigsten Voraussetzungen und Merkmale vorhanden sind.
Wie bist du selbst zum Sourcing gekommen?
In meinem vorherigen Job in der Personalberatung war das Active Sourcing fester Bestandteil der Kandidatengewinnung. Immer mehr Unternehmen erkennen den Stellenwert dieser Art der Personalgewinnung und auch die Möglichkeit, hierfür interne Ressourcen zu nutzen. Meine Vorerfahrungen konnte ich so optimal in meine jetzige Stelle einbringen und gemeinsam mit dem Unternehmen arbeite ich daran, diesen Bereich weiter auszubauen.
Was bedeutet der Active Sourcing Award für dich?
Active Sourcing mag für manchen womöglich trivial klingen, setzt aber durchaus ein gewisses Know-how, den Austausch mit neuesten Medien und Trends, etc. voraus. Der Award würdigt diese Komplexität und regt dazu an sich immer wieder mit neuen Entwicklungen auseinanderzusetzen. Es gibt nicht die eine Suchstrategie, die als „state of the art“ angesehen werden kann und auf der man sich ausruhen kann.
Der Erhalt des Awards für mich persönlich bestärkt mich in meiner Arbeit und meinen Suchstrategien. Darüber hinaus ermöglicht der Award den Austausch über die neuesten Techniken und Strategien mit Gleichgesinnten und einen Transfer von Wissen und Neuerungen.
Was sind deine größten Herausforderungen im Recruiting-Alltag?
Es gibt immer wieder Positionen, die aus den verschiedensten Gründen schwer zu besetzen sind. Hier geht es darum nicht aufzugeben und kreative Lösungen zu finden. Nicht immer gibt es den optimalen Kandidaten. Dann gilt es in enger Kooperation mit der Fachabteilung nach möglichen Kompromissen zu suchen oder das Blickfeld weiter nach rechts und links zu öffnen und beispielsweise Kandidaten auswählen, die ein großes Entwicklungspotential bergen und sie dementsprechend eng begleiten und fördern. Am Ende hat es bisher noch immer geklappt, spätestens auf der „Extra-Meile“, einen passenden Kandidaten zu finden.
Wie bereitest du dich auf diese Herausforderungen vor und welche Lösungsansätze hast du dafür?
Jede zu besetzende Position ist anders und bedarf unterschiedlicher Anforderungen. Ich betrachte jede neue Suche als „Challenge“ den passenden Kandidaten für die Position zu finden. Wenn eine Stelle schwer zu besetzen ist vor allem ein enger Austausch mit der Fachabteilung von großer Bedeutung. Genauso wichtig ist es für mich, alle Spielräume zu nutzen, stets offen für einen Blick über den Tellerrand zu sein und dementsprechend bereit zu sein, auch unkonventionelle Wege zu gehen. Langfristig ist es von Vorteil, sich ein breites Netzwerk aufzubauen und hierauf zurückgreifen zu können. Am wichtigsten ist für mich jedoch niemals den Ehrgeiz und die Freude zu verlieren, die Position bestmöglich zu besetzen.
Was sind deine drei besten Tipps, um im Active Sourcing erfolgreich zu sein?
- Die gesuchte Position und das gewünschte Kandidatenprofil genau verstehen
- Empfehlungen aus dem Netzwerk oder von kontaktierten Kandidaten einholen
- Nicht zu schnell aufgeben, es gibt so viele Möglichkeiten, die es auszuschöpfen und auszuprobieren gilt!
Was würdest du dir wünschen, um deine Arbeit zu erleichtern?
Ich kann mir vorstellen, dass eine Datenbank, auf der alle Kandidaten zu finden sind, von Vorteil wäre. Das würde einerseits den „Kreativitätsspielraum“ eingrenzen, gleichzeitig aber mehr Ressourcen für Diagnostik und Entwicklung der Kandidaten bieten.