Recruiting im ländlichen Raum

Klein- und mittelständische Unternehmen (KMU) im ländlichen Raum kennen die Herausforderung: Junge Fachkräfte zieht es in die Städte. Sie wollen raus aus der ländlichen Umgebung.
In Metropol-Regionen wie z.B. rund um Hamburg oder Berlin scheint es oft noch machbar, Fachkräfte zu bekommen. Anders sieht es in anderen Teilen Deutschlands aus. Wie zum Beispiel in Thüringen, Baden-Württemberg oder Bayern. KMU in ländlichen Regionen müssen sich also etwas einfallen lassen, um Fachkräfte anzulocken.

Welche Lösungen gibt es?

Zunächst ist es sinnvoll, wenn ihr euch auf die jungen Leute konzentriert. KMU können früh auf sich aufmerksam machen, indem sie mit regionalen Schulen und Universitäten kooperieren. Sie können sowohl für Schülerinnen und Schüler als auch für Studentinnen und Studenten Praktikumsplätze anbieten. Außerdem können sie Werkstudenten einstellen, duale Studien anbieten oder ihre Fachkräfte selbst ausbilden.
Doch das ist nicht alles. Schon bei den Ausbildungsplätzen kommen meist ca. vier Ausbildungsplätze auf einen Auszubildenden. Es muss also Nachfrage geschaffen werden. Hier geht es für die Unternehmen darum, den Ausbildungsplatz so attraktiv wie möglich zu gestalten.

Seid präsent vor Ort

Veranstaltet einen Tag der offenen Tür! Zeigt euer Unternehmen von innen (buchstäblich), lasst eure Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von ihrer Arbeit berichten und die Fragen der Interessenten beantworten.
Zeigt euch an den Schulen. Stellt euer Unternehmen vor und bietet Schülerpraktika an. Bietet euren Azubis firmeninternen Ergänzungsunterricht. Das können z.B. zusätzliche Kurse sein, Englischunterricht oder Fächer, die für den jeweiligen Beruf relevant sind.
Stärkt eure Arbeitgeber-Marke in der Region! Netzwerkt auch mit anderen Unternehmen, die nach Fachkräfte-Nachwuchs suchen. Vielleicht ergibt sich die Möglichkeit zu einer Kooperation. Netzwerkt mit eurer Stadt oder eurem Dorf: Seid präsent, wenn es Veranstaltungen vor Ort gibt und pflegt den Kontakt zur Bürgermeisterin oder zum Bürgermeister.

Bietet Mehrwert

Gibt es eine direkte Anbindung an den öffentlichen Personennah- oder Fernverkehr für euer Unternehmen? Wenn nicht: Wie wäre es z.B. mit einer Erstattung der Fahrkarte für eure pendelnden Mitarbeitenden? Oder mit Tankkarten? Vielleicht auch ein Jobbike? Bietet vielleicht auch in Kooperation mit der entsprechenden Firma einen Shuttle-Service von eurem Standort zum nächstgelegenen größeren Bahnhof an. Wie sieht es mit dem Regionalen Verkehrsverbund aus? Schaltet ihr Werbung für euer Unternehmen und eure offenen Stellen in regionalen Bussen oder der Bahn?
Bietet ihr eine Teilübernahme von eventuellen Schulkosten an? Bietet ihr Unfallversicherungen an, oder eine andere Zusatzversicherung? Denkt auch an Sparpläne oder eine betriebliche Altersvorsorge. Diese Mehrwerte ziehen übrigens auch Berufserfahrene und ältere Fachkräfte in euer Unternehmen!

Was wird in eurer Region gewünscht?

Junge Familien zieht es oft in die ländlichen Regionen, weil die Lebenskosten in den Städten höher sind. Für diese Zielgruppe könnt ihr Zusatzprogramme anbieten, wie z.B. Kindertagesstättenförderung oder Kostenübernahme für Kitas und Kindergärten. Oder lohnt sich für euer Unternehmen gar der Aufbau eines eigenen Betriebskindergartens oder -horts?

Seid flexibel in euren Angeboten und denkt langfristig: Interessant sind hier beispielsweise Betriebswohnungen, Programme wie Gesundheitsförderung, Mitgliedschaften in Fitnessstudios oder ein Lebensarbeitszeitkonto.
Überlegt auch einmal über den klassischen Tellerrand hinaus: Bietet ihr z.B. Förderungen für Flüchtlinge an? Was könnt ihr in dieser Hinsicht in eurer Region tun? Könnt ihr jemandem eine gute Ausbildung ermöglichen? Einen Start in Deutschland?
Denkt auch an die Partner eurer zukünftigen Kolleginnen und Kollegen: Wenn diese vielleicht Remote arbeiten können, schafft doch Co-Working-Spaces. So sind die Partner unter der Woche bei eventuellem Pendeln zu euch aufs Land nicht getrennt.

Investiert in eure Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. So bleiben sie langfristig. Denkt dabei auch an interne Mitarbeiterprogramme, wie z.B. „Mitarbeiter werben Mitarbeiter“. Hier gilt: je besser ihr als Arbeitgeber dasteht, desto besser ist die Empfehlungsrate. Dann klappt es auch mit dem Recruiting im ländlichen Raum.