Zurück ins Büro?

„Die Masken ab! Die Masken ab!“ So zumindest heißt es in der Erzählung „Die Maske des roten Todes“ von Edgar Allan Poe. Und ein bisschen ähnlich fühlt es sich an, seit die Home-Office-Pflicht und weitere Corona-Beschränkungen gefallen sind. Freude gemischt mit Unsicherheit ob der Erleichterungen, der Umstände und dem weiteren Vorgehen. Vor allem eine Frage bewegt viele: Müssen wir jetzt zurück ins Büro?

Same procedure as every year!?

Es wäre ein Leichtes, wieder in den gleichen Modus zu schalten, wie er vor der Pandemie üblich war und fünf Tage die Woche im Büro zu arbeiten. Doch die meisten, vor allem auf der Arbeitnehmerseite, möchten das gar nicht.
Wir haben uns in den vergangenen zwei Jahren in der Welt des Arbeitens von zu Hause aus eingerichtet. Bessere Work-Live-Balance, keine An- und Abreisezeit ins Büro, meist fokussierteres, flexibleres Arbeiten und effiziente Besprechungen – Homeoffice bietet viele Vorteile. Doch wir wissen: diese Art des Arbeitens hat auch Nachteile. Weniger soziales Miteinander, kaum spontane Begegnungen, aus denen kreative Ideen entstehen oder bei denen Informationen über Fachbereichsgrenzen hinweg geteilt werden. Deshalb wünschen sich die meisten Arbeitnehmer*innen für die Zukunft einen guten Mix aus Homeoffice und Arbeiten im Büro.

Arbeitgeber sehen das Thema durchaus unterschiedlich: Während z.B. bei Google die Anwesenheit im Büro seit dem 4. April 2022 an drei Tagen pro Woche obligatorisch ist, hat JP Morgan seit dem 1. Februar seine Büros wieder geöffnet und die Beschäftigten können seitdem nur noch von dort aus arbeiten. Twitter öffnete seine Büros am 15. März wieder, aber den Mitarbeitenden steht es frei, auch weiter von zu Hause aus zu arbeiten.
Laut einer Untersuchung des Future Forums vom Oktober 2021 wollen 75% aller Führungskräfte, dass Mitarbeiter*innen wieder drei bis fünf Tage pro Woche im Büro arbeiten (Quelle: https://futureforum.com/wp-content/uploads/2021/10/Future-Forum-Pulse-Report-October-2021.pdf). Mehr als die Hälfte dieser Führungskräfte trifft die Entscheidung über die Rückkehr ins Büro übrigens, ohne ihre Mitarbeiter*innen zu beteiligen.

Zusammengefasst lässt sich also sagen, dass es für die Rückkehr ins Büro keine für alle gleich funktionierende Standardlösung gibt.

Und nun?

Für Unternehmen, deren Teams auf mehreren Kontinenten verteilt arbeiten, wird sich auch nach der Pandemie wenig an der gemeinsamen Arbeitsweise ändern. Handwerksbetriebe hingegen haben einen völlig anderen Anspruch an ihre Geschäftsräume. In vielen Geschäftszweigen ist es eben nicht nur sinnvoll, sondern auch notwendig, sich persönlich zu sehen und vor Ort zusammen zu arbeiten. Schwieriger wird eine Entscheidung da schon für die Unternehmen, bei denen Arbeiten vom Büro aus möglich aber nicht unbedingt notwendig ist – und umgekehrt das gleiche für die Arbeit vom Homeoffice aus gilt.

Unternehmen, deren Büros vor der Pandemie gut genutzt wurden, die aber während der Pandemie praktisch verwaist sind, denken schon seit über einem Jahr voraus und planen für die Zukunft. Denn leer-stehende Räume, die nur auf die Rückkehr der Mitarbeitenden warten, verursachen Kosten. So haben sich viele Firmen dafür entschieden, die Anzahl ihrer Büroräume in der Zwischenzeit zu verringern. Bevor nun allerdings wieder neue Räume angemietet werden, sollten Teams in diesen Unternehmen gemeinsam entscheiden, wie sie am besten arbeiten. Und auch hier wird es – ähnlich wie während der Pandemie – eine Phase des Lernens, des Anpassens und Optimierens geben.

Bevor sich in die eine oder andere Richtung entschieden wird, lohnt es sich für euch, einige Fragen zu beantworten, die euch bei der Lösungsfindung unterstützen können:

  • Sind wir als Unternehmen technologisch fortschrittlich (so dass Homeoffice in Zukunft weiterhin eine Option bleiben wird) oder arbeiten wir in einigen Bereichen auch künftig analog (Buchhaltung, Finanzabrechnung)?
  • Können und wollen wir uns überhaupt einen Bürostandort für die ganze Belegschaft leisten?
  • Wenn ja: Gibt es innovative Möglichkeiten, die Büroräume zu gestalten, damit Mitarbeitende diese auch nutzen möchten?
  • Wie stehen die Mitarbeiter*innen zu einer Rückkehr ins Büro?
  • Ist es möglich, in unseren Büroräumen Schutzmaßnahmen vor COVID-Infektionen umzusetzen?

Vor allem solltet ihr mit den Mitarbeiter*innen kommunizieren, um Ängste und Unsicherheiten in Bezug auf Veränderungen abzubauen. „Was gefällt Dir an der Arbeit von zu Hause aus? Was an der Arbeit im Büro?“ oder „Was brauchst Du in der Zusammenarbeit mit Deinem Team?“ oder „Womit würdest Du Dich wohlfühlen?“ können hier schon in die richtige Richtung führen. Eventuell bietet sich eine Rückkehr ins Büro auf freiwilliger Basis an, um als Einstieg zu dienen für diejenigen, die einer Rückkehr ins Büro noch skeptisch oder ablehnend gegenüberstehen.

Fazit: Um eine – eventuell chaotische – Rückkehr ins Büro zu vermeiden, sollten Vorbereitungen getroffen werden. Am wichtigsten ist hierbei die Flexibilität auf beiden Seiten. Sowohl Arbeitnehmer*innen als auch Arbeitgeber*innen sollten ihre Vorstellungen zu Gehör bringen können, um eine gemeinsame, kompromissbehaftete Lösung für alle zu finden.

Euer Talentwunder-Team