Quiet Quitting

Mann sitzt vor Laptop mit den Händen am Kopf

Quiet Quitting

Nachdem im Juli 2022 ein Tiktok-Video mit der Aussage viral ging, dass der eigene menschliche Wert nicht an die Produktivität am Arbeitsplatz gekoppelt ist, und Menschen zunehmend die Idee aufgeben, bei ihrer Arbeit über sich hinauszuwachsen (siehe Tiktok), hat sich der Begriff „Quiet Quitting“ weit verbreitet.

Quiet Quitting steht für Dienst nach Vorschrift, dafür, nur noch das Nötigste zu machen. Das heißt: Keine Überstunden mehr, kein Beantworten von E-Mails mitten in der Nacht und schon gar kein Vermischen von Arbeit und Privatleben.

Distanzierung vom Arbeitgeber

Manche sprechen sogar davon, dass Quiet Quitter bereits mit ihrem Arbeitgeber abgeschlossen haben und sich innerlich von ihm distanzieren. Demnach sei Quiet Quitting nur einen kleinen Schritt von der eigentlichen, offiziellen Kündigung entfernt.
Wenn dem wirklich so ist, dann müssten jetzt in jeder Personalabteilung alle Warnlichter angehen, sobald Mitarbeitende keine Überstunden mehr machen und abends pünktlich das Büro/die Firma verlassen bzw. pünktlich zu Hause den Rechner ausschalten. Oder?

Moment mal: Dienst nach Vorschrift hat doch nichts mit Kündigen zu tun?

Zunächst ist nichts Verwerfliches daran, wenn Arbeitnehmende die Leistungen erbringen, die in ihrem Arbeitsvertrag vereinbart wurden. Im Gegenteil: Aus Arbeitnehmersicht ist das Setzen von Grenzen bei unbezahlten Überstunden und z.B. eine gesunde Work-Life-Balance wichtig und richtig. Besonders seit Beginn der Covid-Pandemie und der Verbreitung von Home Office und Remotearbeit achten Menschen verstärk darauf, berufliche Überlastung zu vermeiden, die eventuell in einen Burnout mündet.

Aus Arbeitgebersicht bedeutet Quiet Quitting: Mitarbeitende gehen nicht mehr die Extrameile. Sie erledigen die Aufgaben, die laut Arbeitsvertrag vereinbart sind, aber sie übernehmen darüber hinaus keine weiteren Aufträge oder bringen neue Ideen ein zur Weiterentwicklung ihres Bereichs oder des Unternehmens. Wenn so ein Verhalten diejenigen Arbeitnehmenden betrifft, die bisher durchaus „über den Tellerrand“ hinausgeschaut haben und viel Engagement über die normalen Arbeitsstunden hinaus bei der Umsetzung neuer Ideen gezeigt haben, dann ist deren Quiet Quitting mit Sorge zu betrachten.

Quiet Quitting kann eine Vorstufe der Kündigung sein

Eine Verhaltensänderung am Arbeitsplatz hat Gründe. Wenn plötzlich „nur“ noch das Mindestmaß gearbeitet wird, dann muss es einen Anlass dafür geben. Wenn Mitarbeitende weniger Sinn in ihren Aufgaben sehen, oder von ihnen überfordert sind und es unlösbare Konflikte mit Kolleg*innen oder Vorgesetzten gibt, dann hat dies negative Auswirkungen auf die Zufriedenheit und die Motivation von Mitarbeitenden. Die Folge davon ist eine innere Distanzierung von Deinem Unternehmen, gefolgt von Quiet Quitting – und das mündet im schlimmsten Fall in einer wirklichen Kündigung, bei der Dein Unternehmen eine wertvolle Fachkraft verliert.

So lässt sich Quiet Quitting verhindern

Wichtig ist, die Ursachen für die Verhaltensänderungen bei den Mitarbeitenden zu ergründen. Das kann z.B. im Rahmen der in eurem Unternehmen regelmäßig stattfindenden Mitarbeitergespräche stattfinden, in denen über die Zufriedenheit im Job gesprochen wird, die Motivation oder z.B. schwer zu bewältigende Herausforderungen. Eine weitere Möglichkeit sind Mitarbeiterbefragungen, die anonym durchgeführt werden können.

Darüber hinaus helfen alle Maßnahmen, die die berufliche Weiterentwicklung und Motivation der Mitarbeitenden fördern und eine gute Work-Life-Balance herstellen. Dazu gehören z.B. Höherqualifizierung und Umschulung, Arbeitsplatzflexibilität, moderne Arbeitszeitmodelle, familienfreundliche Strukturen oder eine offene Feedbackkultur. Wichtig ist, dass die Mitarbeitenden sich regelmäßig gehört und wertgeschätzt fühlen.

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