Studie: Xing Arbeitsmarktreport 2024
Der Xing Arbeitsmarktreport basiert auf einer von Appinio im Juli 2024 durchgeführten Online-Umfrage unter 3.500 Angestellten und 600 Recruiter:innen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Für die Analyse des deutschen Marktes wurden 2.000 Angestellte sowie 300 Personalverantwortliche befragt. Ziel der Studie war es, die aktuellen Herausforderungen im Recruiting und die sich verändernden Erwartungen von Arbeitnehmenden zu beleuchten.
Der Bericht entstand als Antwort auf die aktuelle Lage des Arbeitsmarktes, die von einer Vielzahl von Krisen, insbesondere der anhaltenden Wirtschaftskrise, und einem eklatanten Fachkräftemangel geprägt ist. Diese doppelte Herausforderung beeinflusst sowohl Unternehmen als auch Arbeitnehmende massiv. Unternehmen müssen einerseits ihre Wettbewerbsfähigkeit und Produktivität aufrechterhalten, während sie gleichzeitig mit finanziellen Engpässen und steigenden Rekrutierungsproblemen konfrontiert sind.
Arbeitnehmende befinden sich ebenfalls in einer schwierigen Situation: Während einige von unsicheren Arbeitsverhältnissen betroffen sind, haben qualifizierte Fachkräfte mehr Verhandlungsmacht als je zuvor.
Herausforderungen für Recruiter:innen
Der Xing Arbeitsmarktreport zeigt deutlich, dass sich die Anforderungen an Recruiter:innen in den letzten Jahren erheblich gesteigert haben. Besonders durch den anhaltenden Fachkräftemangel und die Wirtschaftskrise wird das Recruiting qualifizierter Talente immer schwieriger. 84 % der befragten Personalverantwortlichen geben an, dass es zunehmend schwieriger wird, offene Positionen zu besetzen.
Zusätzlich stellt der Fachkräftemangel auch einen erheblichen administrativen Mehraufwand dar, was von 83 % der Befragten bestätigt wurde. Der Aufwand für die Suche, Ansprache und Auswahl geeigneter Kandidat:innen hat sich deutlich erhöht, da der Pool potenzieller Fachkräfte kleiner wird. Dieser Mangel an qualifiziertem Personal gefährdet die Produktivität von Unternehmen und zwingt Personalverantwortliche dazu, zusätzliche Aufgaben zu übernehmen, die nicht direkt mit dem Recruiting in Verbindung stehen.
72 % der Recruiter:innen berichten, dass sie aufgrund der reduzierten Recruiting-Aktivitäten auch in andere Bereiche eingebunden sind, darunter Personalentwicklung, Personalplanung und administrative Aufgaben wie Entgeltabrechnung und betriebliche Altersvorsorge. Diese zusätzliche Belastung trägt maßgeblich zur emotionalen Belastung bei: 63 % der Befragten empfinden hohen Stress in ihrem Job.
Vielfältige Aufgaben im Recruiting
Eine zentrale Erkenntnis des Reports ist die zunehmende Vielfältigkeit der Aufgaben im Recruiting. Personalverantwortliche agieren nicht mehr nur als klassische Recruiter:innen, sondern müssen eine Vielzahl weiterer Tätigkeiten übernehmen. Neben der Personalgewinnung sind 66 % der Befragten im Onboarding neuer Mitarbeitenden tätig, und 64 % befassen sich mit der Personalentwicklung. Weitere 59 % sind in der Personalplanung involviert, und 38 % kümmern sich um Arbeitszeit- und Home-Office-Regelungen. Auch administrative Aufgaben nehmen viel Zeit in Anspruch: 30 % der Personalverantwortlichen kümmern sich regelmäßig um die Entgeltabrechnung, und 20 % befassen sich mit der betrieblichen Altersvorsorge.
Diese Vielzahl an Aufgaben verdeutlicht, dass Personalverantwortliche oft als „Alleskönner“ agieren müssen, die eine zentrale Rolle in der HR-Arbeit spielen. Die Herausforderung besteht darin, eine Balance zwischen den verschiedenen Anforderungen zu finden, ohne dabei die eigentliche Aufgabe des Recruitings aus den Augen zu verlieren.
Ansprüche und Erwartungen der Arbeitnehmenden
Auf der anderen Seite zeigt der Xing Arbeitsmarktreport, dass sich die Erwartungen der Arbeitnehmenden ebenfalls signifikant verändert haben. In einer Zeit, in der qualifizierte Fachkräfte Mangelware sind, haben diese eine starke Verhandlungsposition und setzen hohe Ansprüche an ihre Arbeitgeber. Zwei zentrale Faktoren bestimmen die Attraktivität eines Arbeitsplatzes: eine angemessene Vergütung und Flexibilität.
49 % der befragten Angestellten gaben an, dass eine bessere Entlohnung ihr Arbeitsleben attraktiver machen würde. Auch die Work-Life-Balance spielt eine entscheidende Rolle: 43 % der Befragten fordern eine bessere Balance zwischen Beruf und Privatleben, was besonders durch flexiblere Arbeitszeiten (35 %) und Arbeitsmodelle (33 %) unterstützt werden könnte.
Insgesamt zeigt sich, dass Flexibilität und zeitliche Autonomie neben dem Gehalt immer wichtiger werden, um Mitarbeitende langfristig zu binden und neue Talente zu gewinnen. Arbeitgeber, die diese Faktoren nicht berücksichtigen, riskieren, im Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte zurückzufallen.
Herausforderungen im Bewerbungsprozess
Neben den gestiegenen Erwartungen an den Arbeitsplatz selbst gibt es auch im Bewerbungsprozess erhebliche Schwachstellen, die Unternehmen angehen müssen, um Talente erfolgreich zu gewinnen. Die größten Kritikpunkte der Bewerbenden betreffen die mangelnde Kommunikation und Transparenz im Bewerbungsverfahren.
41 % der im Xing Arbeitsmarktreport befragten Angestellten bemängeln fehlende Rückmeldungen, was für sie eine der frustrierendsten Erfahrungen im Bewerbungsprozess darstellt.
Lange Wartezeiten sind ebenfalls ein zentrales Problem: 36 % der Befragten gaben an, dass sich die Dauer des Bewerbungsprozesses negativ auf ihre Erfahrung auswirkt. Viele Talente erwarten innerhalb einer Woche eine erste Rückmeldung, und 57 % der Bewerber:innen wünschen sich, dass der gesamte Prozess innerhalb von vier Wochen abgeschlossen ist.
Ein weiteres Problem ist die Intransparenz bei Gehaltsangaben. 30 % der Befragten kritisieren, dass das erwartete Gehalt oft erst spät im Prozess offengelegt wird, was dazu führt, dass Kandidat:innen den Bewerbungsprozess abbrechen. Diese Verzögerungen kosten wertvolle Zeit auf beiden Seiten und könnten durch frühzeitigere und klarere Gehaltsangaben vermieden werden.
Digitalisierung und Automatisierung im Recruiting
Eine der wichtigsten Empfehlungen des Xing Arbeitsmarktreports ist der vermehrte Einsatz von Automatisierung und Künstlicher Intelligenz (KI), um den Bewerbungsprozess zu optimieren und effizienter zu gestalten. Der Einsatz von KI kann beispielsweise im Screening-Prozess helfen, Lebensläufe schneller zu analysieren und geeignete Kandidat:innen zu identifizieren. Durch die Automatisierung von Routineaufgaben, wie der Kommunikation mit Bewerbenden, können Personalverantwortliche wertvolle Zeit sparen, die sie für strategische Aufgaben nutzen können.
Zusätzlich ermöglicht KI eine personalisierte Ansprache von Kandidat:innen, die gezielt auf deren Fähigkeiten und Interessen eingeht. Dies steigert nicht nur die Chancen auf eine positive Rückmeldung, sondern verleiht dem Bewerbungsprozess auch eine professionellere Note.
Fazit
Zusammenfassend zeigt der XING Arbeitsmarktreport 2024, dass sich der Arbeitsmarkt in einer komplexen und herausfordernden Phase befindet. Unternehmen stehen unter immensem Druck, die besten Talente zu gewinnen, während gleichzeitig der Fachkräftemangel und wirtschaftliche Unsicherheiten ihre Arbeit erschweren. Die Personalabteilungen müssen ihre Prozesse effizienter gestalten, um den Anforderungen gerecht zu werden und qualifizierte Mitarbeitende langfristig zu binden.
Die Empfehlungen für Unternehmen dabei sind klar: Der Einsatz von Automatisierung und Künstlicher Intelligenz im Recruiting-Prozess ist unerlässlich, um Zeit zu sparen, Prozesse zu optimieren und eine bessere Candidate Experience zu bieten. Zudem sollten Unternehmen auf Transparenz und Schnelligkeit im Bewerbungsprozess setzen, um sich im Wettbewerb um die besten Talente zu behaupten. Ein klarer Fokus auf die Bedürfnisse und Erwartungen der Arbeitnehmenden – wie angemessene Vergütung und flexible Arbeitszeiten – wird entscheidend sein, um auch in Zukunft als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden.
Euer Talentwunder-Team
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