Jede/r Kandidat*in hat dies schon mindestens einmal erlebt.

Man interessiert sich für eine ausgeschriebene Position oder wird aktiv auf sozialen Netzwerken von einem/r Recruiter*in kontaktiert und findet die angebotene Stelle tatsächlich interessant. Man recherchiert vielleicht noch zusätzliche Backgroundinfos, begibt sich in die Kommunikation und anschließend in den Bewerbungsprozess.
Dieser gestaltet sich in den meisten Fällen sehr komplex, mit unterschiedlichen Interviewrunden, Arbeitsproben und geht meistens über mehrere Wochen bzw. sogar Monate.
Und dann gibt es auf einmal keine Rückmeldung mehr von HR. Nicht einmal die typische Standardabsage „Vielzahl an Bewerbern … besser geeignet für die Stelle … alles Gute“.

Nichts.

Ghosting im Recruiting-Prozess ist eine der frustrierendsten Erfahrungen für Kandidat*innen und kann dauerhaft das Image sowohl von Unternehmen als auch Recruiter*innen beschädigen.
Vor allem ist ein solches Verhalten hinsichtlich der aktuellen Situation auf dem deutschen Bewerbermarkt in keinerlei Weise nachvollziehbar. Allerorten wird über den Mangel an qualifizierten Bewerber*innen geklagt und doch ist es immer noch gang und gebe, Kandidat*innen ohne Rückmeldung „in der Luft hängen“ zu lassen.
Wir leben in einer vernetzten Welt und „Bad News Travels Fast“. Kandidat*innen, die solche negativen Erfahrungen gemacht haben, teilen diese in aller Regel mit anderen. Nicht nur auf Kununu, sondern grundsätzlich auf sozialen Netzwerken, im Freundes- und Kollegenkreis. Sehr schnell festigt sich die Meinung „Wenn schon so mit Kandidaten umgegangen wird, möchte man gar nicht wissen wie mit angestellten Mitarbeiter*innen umgegangen wird. Lieber die Finger von diesem Unternehmen lassen!“

Auch Mitarbeiter*innen von Talentwunder ist dieses Ghosting schon 2-3-mal passiert. Selbst nach der letzten Runde, dem Interview mit dem CEO. Vorher konnte man sich vor Mails und Anrufen kaum retten und plötzlich ist da nur Stille.
Natürlich ist verständlich, dass Recruiter und HR-Manager sehr oft unter großem Druck und Zeitnot stehen. Aufgaben werden priorisiert und dann fällt halt die Kommunikation mit abgelehnten Kandidat*innen unter den Tisch. Manch ein Unternehmen mag dies sogar absichtlich tun, um Kandidat*innen „zu testen“. Um zu sehen, wie sehr diese wirklich die Stelle haben möchten.
Doch so ein Verhalten ist unprofessionell und schädigend. Es signalisiert Kandidat*innen eine Gleichgültigkeit, ja sogar Respektlosigkeit gegenüber ihrer eigenen Person und ihrer investierten Zeit. Wer weiß schon wie viel Aufwand, Energie und Hoffnung sie in diese Bewerbung investiert hatten? Eine solche Erfahrung kann zutiefst frustrieren und entmutigen.

Das Ghosting erschwert allen Recruiter*innen und HR-Manager*innen dauerhaft die Arbeit. Denn es kann im Resultat dazu führen, dass alle späteren Talentsuchenden von den Kandidat*innen misstrauisch beäugt und bereits im Vorfeld als „unprofessionell“ oder „unzuverlässig“ abgestempelt werden. Bei der nächsten Ansprache auf beruflichen Netzwerken wird man deshalb vielleicht eher zögern und überlegen, ob man wirklich antworten soll. Möglicherweise bereitet man sich auch nicht besonders gut auf den Bewerbungsprozess vor und geht mit wesentlich weniger Begeisterung hinein.
Eine weitere Konsequenz kann sein, dass nun mehr auch Kandidat*innen anfangen, Recruiter*innen zu ghosten. In der Regel bewirbt sich niemand nur bei einer Firma, sondern hat mehrere „Eisen im Feuer“, um das beste Angebot auswählen zu können. Fehlende zeitnahe Absagen durch Bewerber*innen können HR und Unternehmen vor große organisatorische Herausforderungen stellen. Und nicht zuletzt kann auch der Ruf des Unternehmens als „guter Arbeitgeber“ nachhaltig darunter leiden und damit die erfolgreiche Rekrutierung neuer Mitarbeiter*innen zusätzlich erschweren.

Deshalb unsere Empfehlung: auch unter Zeitdruck, nimm Dir die Zeit, den Kandidat*innen abzusagen! Ein kurzes Telefonat oder eine E-Mail zeigt Wertschätzung, Respekt und lässt Dir für einen eventuellen späteren Kontakt alle Türen offen.
Wenn es Deine Zeit erlaubt, füge Dein ehrliches Feedback und Ermutigungen hinzu. Der Kandidat oder die Kandidatin wird keine Negativ-Werbung für Dich und Dein Unternehmen machen, sondern Dich im besten Fall sogar positiv in Erinnerung behalten und an Freunde und Kollegen weiterempfehlen.

Falls Du nur wenig Zeit für das Recruiting in Deinem Unternehmen aufwenden kannst, dann können wir Dich vielleicht mit unserem [IN]Sourcing unterstützen. Informieren kannst Du Dich zu diesem Thema auf unserer [IN]Sourcing-Seite.

Dein Talentwunder-Team