Studie: Wenn Arbeitnehmer ihren Arbeitsplatz kündigen, dann kündigen auch ihre Kollegen
Immer wieder verlassen Menschen ein Unternehmen, sei es, dass sie selbst kündigen oder entlassen werden. Aber wie wirkt sich ihr Ausscheiden auf die zurückbleibenden Kollegen aus? Laut einer Studie der UBC Sauder School of Business können Abgänge von Mitarbeitenden dazu führen, dass viele andere ebenfalls das Unternehmen verlassen. Die Studie heißt „Wer verlässt uns und warum? Die Dynamik der Abwanderung von hochqualifiziertem Humankapital“ und wurde im Januar 2023 veröffentlicht (siehe Academy of Management Journal).
Die Studie
Die Forscher haben ein großes Einzelhandelsunternehmen untersucht, das eine hohe Fluktuation hatte – und haben versucht, die Gründe dafür herauszufinden. Dazu prüften sie die Daten von etwa einer Million Mitarbeitenden und betrachteten insbesondere den Zeitpunkt der Einstellung, die Position, den Zeitpunkt und die Gründe für die Kündigung. Außerdem wurden die Leistungsdaten der Mitarbeitenden in die Untersuchung einbezogen, damit unterschieden werden konnte zwischen leistungsstarken und leistungsschwachen Personen.
So konnte beurteilt werden, inwieweit das Ausscheiden von Mitarbeiter*innen zu noch mehr Abgängen führt, welche Arten von Abgängen die meisten Abwanderungen verursachen und welche Rolle das Leistungsniveau der Ausscheidenden spielt.
Die Ergebnisse
Die Ankündigung von Entlassungen hat eine starke und unmittelbare Auswirkung auf alle anderen Mitarbeitenden und erhöht die freiwillige Fluktuation unter denjenigen, die nicht entlassen werden. Vor allem wenn leistungsstarke Mitarbeitende entlassen werden, kündigen sowohl leistungsstarke als auch leistungsschwache Personen. Denn Kündigungen sind für alle anderen ein Signal, dass die Arbeitsplätze nicht sicher sind und dass das Unternehmen sich nicht um die Mitarbeitenden kümmert, egal wie hart sie arbeiten. Demnach schlussfolgern viele Personen, dass sie so schnell wie möglich das Unternehmen verlassen sollten.
Wenn Mitarbeitende allerdings freiwillig ihren Job kündigen, wirkt sich das nur mäßig auf die Fluktuation der anderen aus und es dauert länger, bis Kündigungen aus der Mitarbeiterschaft heraus folgen. Gleichwohl tritt der Effekt trotzdem auf, denn die freiwillige Kündigung ist für zurückbleibende Leistungsträger ein positives Signal, dass es woanders bessere Möglichkeiten gibt. Diese Personen beginnen, sich auch nach anderen Möglichkeiten umzusehen.
Wenn allerdings leistungsschwache Arbeitnehmer entlassen werden, hat dies nur einen geringen und flüchtigen Effekt – und kann sogar die freiwillige Fluktuation verringern. Da es sich in der Regel um Personen handelt, die nicht ihren Beitrag zum Erfolg des Unternehmens leisten oder die den Teamzusammenhalt stören, bleiben nach solchen Kündigungen die Leistungsträger länger im Unternehmen.
Fazit
Viele Unternehmen unterschätzen die Auswirkungen von Entlassungen und die daraus entstehenden Kosten für das Humankapital bei weitem. Deshalb empfehlen die Autoren der Studie, bei Ausstiegsentscheidungen äußerst bedacht zu sein, um nicht eine Destabilisierung des gesamten Unternehmens zu riskieren. Wichtig ist vor allem, die Entscheidungen klar zu begründen, zu versuchen, die schwerwiegendsten Maßnahmen zu vermeiden und mitfühlend zu kommunizieren. All dies ist besser, als einfach Mitarbeitende zu entlassen.
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