Blind Hiring: Ein Weg zu mehr Diversität und Fairness im Recruiting

Über Vielfalt und Chancengleichheit wird nicht nur viel gesprochen; sie ist zumindest im deutschen Recht, Art. 3 GG, auch fest verankert. Und dennoch stehen weiterhin viele Unternehmen vor der Herausforderung, sicherzustellen, dass ihr Recruiting-Prozess frei von Vorurteilen und Diskriminierung ist. Wir haben in unserem Blogbeitrag „Diversity im Recruiting“ bereits einen ersten Blick auf neutrales Recruiting geworfen – doch heute soll es um das Thema Blind Hiring gehen. Blind Hiring, auch bekannt als anonymes Bewerbungsverfahren, ist eine innovative Methode für Recruiter, um diese Ziele zu erreichen und sicherzustellen, dass Talente ausschließlich aufgrund ihrer Fähigkeiten und Qualifikationen beurteilt werden.

Was ist Blind Hiring?

Blind Hiring bezieht sich auf einen Recrutingsansatz, bei dem persönliche Informationen wie Name, Geschlecht, Alter, ethnische Zugehörigkeit und andere potenziell diskriminierende Merkmale aus den Bewerbungsunterlagen entfernt werden. Ziel ist, dass Bewerbende ausschließlich aufgrund ihrer Fähigkeiten und Erfahrungen beurteilt werden, ohne dass unbewusste Vorurteile oder Stereotypen im Recruitingprozess eine Rolle spielen.

Erfolgreicher Einsatz von Blind Hiring

„Och, ich habe keine Vorurteile!“ Stimmt nicht – niemand ist gefeit vor der eigenen unbewussten Voreingenommenheit. Deshalb ist es wichtig, sich die Vorteile von Blind Hiring bewusst zu machen. Es gibt bereits einige Studien, die die Wirksamkeit dieses Ansatzes unterstreichen.

Eine dieser Studien zum Beispiel, durchgeführt von Claudia Goldin und Cecilia Rourse im Jahr 2000, untersuchte den Einfluss von „Blind“ Auditions (Orchestervorspielen) auf Musikerinnen. Die Ergebnisse zeigten, dass die Verwendung eines Sichtblockers während des Auditionsprozesses die Wahrscheinlichkeit erhöhte, dass Frauen in die nächste Runde gelangen, und sogar die Wahrscheinlichkeit, dass sie am Ende ausgewählt werden, um das Orchester zu verstärken, um 30 Prozent anstieg.

Eine weitere wichtige Studie stammt aus dem Jahr 2003 und wurde vom US-amerikanischen National Bureau of Economic Research durchgeführt. Diese Studie zeigt, dass Bewerbende mit afroamerikanischen Namen deutlich weniger Rückrufe für Bewerbungen erhalten als Personen mit weißen Namen. Dies unterstreicht die Existenz von Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt und die Notwendigkeit von Maßnahmen wie Blind Hiring, um diese zu bekämpfen.

Jüngeren Datums ist eine Studie, die im Februar 2020 von der Astronomical Society of the Pacific durchgeführt wurde, und die den Einsatz von Dual-Anonymisierung in einem Auswahlverfahren für Teleskopzeit untersuchte. Die Ergebnisse zeigten, dass weibliche Hauptantragsteller weniger wahrscheinlich ausgewählt wurden, wenn der Bewertungsprozess nicht anonymisiert war. Die Einführung der Dual-Anonymisierung führte zu einer gerechteren Beurteilung der Bewerbungen von Frauen und trug dazu bei, unbewusste Vorurteile zu reduzieren.

Risiken von Blind Hiring

Obwohl Blind Hiring viele Vorteile bietet, wie die obigen Studien beweisen, birgt es auch einige Risiken und Herausforderungen. Zum einen kann die Entfernung persönlicher Informationen aus Bewerbungsunterlagen dazu führen, dass wichtige Kontextinformationen verloren gehen, die für Deine Beurteilung eines Talents relevant sein könnten. Ein weiteres Risiko besteht darin, dass Recruiter:innen möglicherweise nicht in der Lage sind, die Wirksamkeit ihres Blind-Hiring-Ansatzes zu überprüfen und zu bewerten, da sie keine Informationen darüber haben, welche Bewerbungen inwieweit anonymisiert waren und welche nicht. Dies kann es schwierig machen, den Erfolg des eigenen Blind Hiring-Ansatzes zu messen und mögliche Anpassungen vorzunehmen.

Fazit

Insgesamt bietet Blind Hiring eine vielversprechende Möglichkeit, Diskriminierung im Recruiting zu reduzieren und die Vielfalt in eurem Unternehmen zu fördern. Durch die Entfernung persönlicher Informationen aus Bewerbungsunterlagen kannst Du für Dein Unternehmen sicherstellen, dass Bewerbende ausschließlich aufgrund ihrer Fähigkeiten und Qualifikationen beurteilt werden. Die Ergebnisse von Studien zeigen, dass Blind Hiring dazu beitragen kann, unbewusste Vorurteile zu reduzieren und eine gerechtere Beurteilung von Talenten zu ermöglichen.
Dennoch ist es für Dein Recruiting wichtig, die Risiken und Herausforderungen von Blind Hiring zu berücksichtigen und sicherzustellen, dass der Ansatz sorgfältig implementiert und überwacht wird. Dir sollte bewusst sein, dass Blind Hiring kein Allheilmittel ist und zusätzliche Maßnahmen erforderlich sein können, um ein faires und transparentes Recruiting zu gewährleisten. Letztendlich ist Blind Hiring aber ein wichtiger Schritt in Richtung eines inklusiveren und vielfältigeren Arbeitsumfelds, das von Chancengleichheit und Fairness geprägt ist.
Dein Talentwunder-Team

P.S.: Du möchtest Blind Hiring selbst einmal ausprobieren, hast aber keine Zeit? Wir helfen Dir gerne mit unserem „Sourcing als Service“! Dabei suchen wir Talente für Dich ohne Angaben, wie z.B. Namen oder Foto, damit Du die besten Kandidat:innen nur nach Fähigkeiten auswählen kannst.